Ein Feuersalamander im Herbst 2015 in unseren Wäldern © Dagmar Ohlhoff

Hier wird bei dem Tier ein Abstrich genommen.

Außerdem wird jedes Tier gemessen und fotografiert.

Akute Bedrohung für unsere Lurche

 Der Chytridpilz ist in NRW angekommen

Amphibienkrankheit Bsal bedroht heimische Schwanzlurche

Die heimischen Amphibien lassen sich in Frosch- und Schwanzlurche einteilen. Zur ersten Gruppe gehören z.B. Erdkröte und Grasfrosch oder auch die viel seltenere Gelbbauchunke. Zu den Schwanzlurchen zählen die heimischen Molcharten (Berg-, Teich-, Faden- und Kammmolch) sowie der Feuersalamander. Weltweit sind Amphibien die am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe. Neben der Zerstörung ihrer Lebensräume, Umweltgiften und den Folgen des Klimawandels zählen gebietsfremde Krankheitserreger zu den wichtigsten Gefährdungsursachen für Amphibienarten.


Erstes Auftreten in Europa

Seit 2008 wurde in der Provinz Zuid-Limburg (Niederlande) und seit 2014 auch in den Belgischen Ardennen ein zunächst unerklärliches, massives Salamandersterben beobachtet. Die wenigen Vorkommen des Salamanders in den Niederlanden waren bereits nach wenigen Jahren nahezu erloschen. 2013 wurde ein bislang unbekannter Hautpilz als Ursache erkannt und wissenschaftlich als „Batrachochytrium salamandrivorans“ (kurz als Bsal) beschrieben.

Dieser Hautpilz verursacht „Löcher“ in der Haut und offene Geschwülste und führt innerhalb von wenigen Tagen zum Tod.

 

Offensichtlich wurde Bsal aus den gemäßigten Breiten Ostasiens eingeschleppt. Die dort lebenden Schwanzlurche sind gegen diesen Erreger resistent. Für die heimischen Molch- und Salamanderpopulationen jedoch und für in Terrarien gehaltene Schwanzlurche anderer Herkünfte stellt dieser Chytridpilz eine sehr ernstzunehmende Bedrohung dar. 

 

Ausbreitung von Bsal

Wegen der geringen Entfernung betroffener Salamandervorkommen in Belgien und den Niederlanden haben die Biologischen Stationen Düren und Städteregion Aachen in Kooperation mit den Universitäten Braunschweig und Trier ab 2014 begonnen, das Pathogen in der Eifel aufzuspüren.

Dabei werden stichprobenartig Salamandervorkommen erfasst sowie Salamander mittels molekulargenetischer Methoden (Hautabstriche) auf Bsal untersucht. Bereits 2015 mussten wir im Vergleich zum Vorjahr alarmierende Bestandsrückgänge an einzelnen Bächen der Eifel feststellen. Außerdem fanden wir den Hautpilz auf Feuersalamandern an verschiedenen Bächen in der Nordeifel. Das Pathogen breitet sich in der gesamten Eifel und inzwischen darüber hinaus im Ruhrgebiet und in Bayern rasch aus.

Die bisherigen Erkenntnisse lassen befürchten, dass Bsal ganze Feuersalamandervorkommen auslöschen kann und so die Art ernsthaft gefährdet. Doch ist die Gefahr für die Artenvielfalt der Amphibien noch wesentlich größer. Denn experimentell konnte bei nahezu allen Schwanzlurcharten eine Bsal-Infektion mit tödlichem Ausgang ausgelöst werden. Somit sind neben dem Feuersalamander auch unsere in NRW heimischen Molcharten durch den neuen Erreger bedroht, darunter auch der Kammmolch, eine durch Anhang II der EU-Fauna-Flora-Habitatrichtlinie streng geschützte Art.

 

Was tun?

Wegen dieses erheblichen Bedrohungspotentials ist es dringend geboten, die Ausbreitung von Bsal zu bremsen. Wer sich in Lebensräumen von Amphibien (Feuchtgebiete wie Weiher, Teiche und Waldbäche und deren Uferbereiche) aufhält, sollte dringend die seit Februar 2021 verpflichtenden Hygieneregeln  des Landes NRW einhalten.

Weitere Informationen zu Bsal gibt es auf der Homepage des Bundesamtes für Naturschutz  (BfN).

  

Wichtige Hygienemaßnahmen:

  • Stiefel und Geräte immer nach Gebrauch vor Ort mit Wasser gründlich reinigen, anschließend mit 70 %igem Ethanol (Spiritus) z.B. aus einer Sprühflasche desinfizieren (alternativ auch mit Virkon S) und dann vollständig durchtrocknen lassen.
    Bitte beachten: Bsal entwickelt widerstandsfähige Dauerstadien, so dass ein Durchtrocknen alleine nicht ausreicht!
  • Bei Bereisung mehrerer Gebiete an einem Tag:
    Vor einem Wechsel zwischen zwei Gebieten immer die Stiefel/Wanderschuhe sowie Geräte (z. B. Kescher, Fallen) wechseln oder vor Verlassen des ersten Ortes nach gründlicher Reinigung mit Wasser wie oben beschrieben desinfizieren (Virkon S sollte nicht im Gelände eingesetzt werden!).
  • Wer Amphibien in die Hand nimmt, z.B. an Amphibienzäunen an Straßen, sollte Nitrilhandschuhe benutzen. Dadurch reduziert sich das Risiko, Bsal von Tier zu Tier zu übertragen erheblich.

 

Meldung kranker oder toter Feuersalamander sowie Molche

Sollte Ihnen eine Häufung äußerlich unversehrter kranker oder gar toter Feuersalamander oder Molche an einem Ort auffallen oder sollten Sie Salamander oder Molche mit auffälligen Hautveränderungen (s. hierzu am Ende der Seite das Faltblatt „Wie man eine Bsal-Infektion erkennt und behandelt“) finden, bitten wir Sie, uns dies schnellstmöglich zu melden. Ansprechpartner ist im Kreis Düren Lutz Dalbeck (lutz.dalbeck@biostation-dueren.de) und in der StädteRegion Aachen Kai Kirst (kai.kirst@bs-aachen.de).

Soweit es Ihnen möglich ist, können Sie uns unterstützen, indem Sie von toten Salamandern oder Molchen Fotos machen und zwar vom Tier mit Umgebung, dem ganzen Tier und von ggf. erkennbaren Hautveränderungen. Wenn möglich sollten Sie die Tiere bergen, möglichst bei 2 - 4°C kühlen  und schnellstmöglich z. B. in einem Gefrierbeutel an uns übergeben.

Wir bedanken uns für Ihre Meldungen und Ihre Mithilfe.

 

Weitere Informationen und Mitteilungen:

* Informationen des LANUV zu Amphibienkrankheiten mit weiterführenden Links u.a. zum  Hygieneprotokoll und Praxistipps

* KARCH, Schweiz: Beitrag zur Chytridiomykose

Infos für Halter von Schwanzlurchen

 

Ihre Ansprechpartnerin bei der Biologischen Station