Streuobstwiesenschutz

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Streuobstwiesen sind ein prägendes Element unserer Kulturlandschaft. Für den Menschen haben blühende Obstwiesen und Bäume voller Früchte einen ganz besonderen Reiz und tragen zur Erholung bei. Viele - heute z.T. in ihrem Bestand gefährdete - Tier- und Pflanzenarten haben sich an die Jahrhunderte lange Nutzung der Obstwiesen mit den charakteristischen hochstämmigen Bäumen angepasst. Daher ist der Erhalt der für die Aachener Region landschaftstypischen Streuobstwiesen als Kulturgut und als Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt eine wichtige Aufgabe der Naturschutzarbeit der Biologischen Station.

Geschichte

Vor wenigen Jahrzehnten noch war es eine Selbstverständlichkeit, dass jeder Ort in unserer Region von einem so genannten Streuobstwiesen-Gürtel umgeben war. Diese Anpflanzungen mit traditionellen, meist regionalen Obstsorten dienten früher der Selbstversorgung (Vitaminreserve für den Winter), aber auch zum Verkauf des Obstes an die Stadtbevölkerung. Darüber hinaus stellten die Bäume einen gewissen Windschutz für die Dörfer dar und boten dem Vieh Schutz vor extremer Witterung. Im Raum Aachen wurde das Grünland unter den hochstämmigen Bäumen meist mit Rindern beweidet, in anderen Regionen wurde vorwiegend gemäht. Dieselbe Fläche konnte also aus landwirtschaftlicher Sicht gleich doppelt genutzt werden. Somit gab es für die Besitzerinnen und Besitzer genügend Anreize, Zeit für die Pflege der Bestände zu investieren.

Dies hat sich jedoch geändert. Seit den 50er Jahren sind immer mehr (ca. 80 %) dieser landschaftlich ungeheuer reizvollen Streuobstwiesen verschwunden. Verantwortlich hierfür ist zum einen die Konkurrenz durch das Plantagenobst, verbunden mit dem Verbot, nicht normgerechtes, ansonsten jedoch tadelloses Obst als Tafelobst in den Geschäften zu verkaufen. Des Weiteren wurde das Beseitigen dieser Bestände durch staatliche Rodungsprämien gefördert. Auch wachsendem Siedlungsdruck, vor allem der Bebauung in den Randlagen, mussten viele Obstwiesen ersatzlos weichen. Mangelnde Pflege der Bäume führte oftmals zu ihrer Verwahrlosung (Krankheitsbefall und Astbruch) und anschließendem Absterben.

So fehlt uns heute immer mehr der Anblick blühender Obstwiesen mit ihren stattlichen, z. T. über 100 Jahre alten, höhlenreichen Baumgestalten. Viele Tier- und Pflanzenarten sind auf diesen Biotop angewiesen. Nicht minder schwer ist der Verlust zahlreicher Obstsorten, die das Einheitsangebot eines Supermarktes hinsichtlich Vielfalt, Geschmack und Verwertungsmöglichkeiten um Längen schlagen. Die alten Sorten sind aufgrund ihrer oft guten Anpassung an das Lokalklima, Boden etc. meist sehr robust und bieten daher die beste Möglichkeit, individuell für den jeweiligen Standort die geeignetsten Sorten zu pflanzen. So können wir uns lange an vitalen, fruchttragenden und gesunden Bäumen erfreuen.

Bedeutung der Obstwiesen für Mensch und Natur

Für uns Menschen haben blühende Obstwiesen einen ganz besonderen Reiz. Streuobstwiesen sind eine wertvolle Bereicherung unserer Landschaft und dienen uns als Naherholungsgebiet. Ihre Früchte  liefern auch heute noch den Hauptanteil  für die heimische Direktsaftproduktion, d.h. frischer Saft direkt aus den Früchten, nicht aus Konzentrat.

Streuobstwiesen gehören aber auch zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Landschaft. Mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten sind bereits auf Obstwiesen registriert worden. Unter ihnen sind sicher die Vögel am auffälligsten. So können im Frühjahr neben verschiedenen Meisenarten auch der für Obstwiesen typische Steinkauz und verschiedene Spechtarten beobachtet werden. Die Steinkäuze - wie andere Arten auch - sind auf das Vorhandensein von Baumhöhlen angewiesen. Fledermäuse finden hier Platz für ihre Wochenstube und Sommerquartiere. Sie nutzen die Wiese außerdem  zur Nahrungssuche. Höhlen bilden sich vor allem in sehr alten hochstämmigen Obstbäumen. Je nach Blütenreichtum der Streuobstwiese bzw. -weide können sich zahlreiche, z.T. hochgradig gefährdete Insekten einfinden, z.B. Schmetterlinge, Heuschrecken, Käfer, Wildbienen und Hummeln. Auch die Rinde der Bäume ist ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkomplexes "Streuobstwiese". Hier können seltene Moose und Flechten wachsen und holznutzende und -bewohnende Käfer, Ameisen etc. einen Lebensraum finden.

Warum müssen Obstbäume gepflegt werden?

Bei Obstbäumen handelt es sich nicht um Wildpflanzen, sondern um vom Menschen gezüchtete und kultivierte Bäume. Sie bestehen i.d.R. aus einer so genannten Unterlage (der untere Teil mit Wurzel), auf den die entsprechende Sorte veredelt wurde. Obstbäume sind sehr lichtbedürftig und brauchen entsprechende Pflegeschnitte. Gerade in den ersten 5-10 Jahren nach der Pflanzung ist es entscheidend, dass der Baum jährlich geschnitten wird, damit er ein stabiles Traggerüst bekommt und sich gesund und kräftig entwickelt. Wichtig ist außerdem die Verwendung von qualitativ hochwertigem Pflanzgut mit für den Standort geeigneten Sorten. Die älteren Bäume sollten ebenfalls, allerdings in größeren Zeitabständen, geschnitten werden. Die wesentlichen Vorteile des Obstschnittes sind:

  • lange Lebensdauer des Baumes (z.B. Apfel ca. 100 J., Birne z.T. bis 300 J.)
  • deutlich weniger Krankheiten bei Alt- und Jungbäumen
  • qualitativ besseres Obst
  • regelmäßigere Erträge

Der richtige Obstbaumschnitt will gelernt sein. Die Biologische Station und verschiedene Volkshochschulen im Kreisgebiet bieten Schnitt- und Veredelungskurse an. Außerdem beraten wir ganzjährig zu allen Fragen rund um die Streuobstwiese. Tipps zur Sortenwahl, Pflanzung etc. finden Sie hier.

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